Vermeidung von Fehlern in der Präanalytik

Vermeidung von Fehlern in der Präanalytik

Vermeidung von Fehlern in der Präanalytik

Die concile GmbH vertreibt Tests und Geräte für die patientennahe Sofortdiagnostik, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen müssen. Dafür arbeiten wir mit ausgewählten Herstellern zusammen und entwickeln mit diesen Tests, deren Qualität abgestimmt ist auf die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (Rili-BÄK).

Leider sind gute Tests und genau messende Geräte nicht ausreichend, um korrekte Messergebnisse zu gewährleisten. Entscheidend für Ergebnisse, die stimmen, ist auch die Präanalytik. Darunter versteht man alle Arbeitsschritte, die bis zur eigentlichen Messung durchgeführt werden:1

  • Probengewinnung
  • Transport und Lagerung der Probe
  • Beurteilung des Probenmaterial
  • Probenvorbereitung

Probengewinnung

Hämolytisches, ikterisches oder lipämisches Blut, erkennbar an einer rötlichen, gelblichen bzw. milchig-trüben Verfärbung des eigentlich klaren Plasma- oder Serumüberstandes, kann zu einer Verfälschung von Laborwerten führen und sollte daher nicht als Probe für die patientennahe Sofortdiagnostik verwendet werden.

Mit Antikoagulanzien versetzte Probenröhrchen müssen stets ganz gefüllt sein, da sonst das Verhältnis Blut zu EDTA, Citrat oder Heparin nicht stimmt.

Die Blutentnahmeröhrchen sollten eindeutig einer Person zuzuordnen sein, z. B. durch Beschriften mit dem Namen und Geburtsdatum sowie dem Datum und der Uhrzeit der Probenahme.

Pipettieren

Sollen Probenbestandteile wie Vollblut, Plasma, Serum oder Puffer pipettiert werden, ist auf korrektes Pipettieren zu achten. Vor allem für quantitativ messbare Tests ist es elementar wichtig, sehr genau das korrekte Probenvolumen für die Testdurchführung zu verwenden. Jede Änderung des Probenvolumens führt zu Abweichungen des Messergebnisses!

Variabel einstellbare Pipetten mit abwerfbaren Pipettenspitzen werden bis zum 1. Druckpunkt gedrückt, um Probe oder Puffer aufzunehmen. Dieser Vorgang muss langsam erfolgen, um Blasen zu vermeiden. Um die Flüssigkeit wieder vollständig abzugeben, muss der Hubknopf der Pipette bis zum 2. Druckpunkt gedrückt werden, um auch den letzten Tropfen aus der Pipettenspitze zu entleeren. Danach den Hubknopf langsam wieder hochgleiten lassen. Ganz zuletzt wird bei einigen Pipettenmodellen durch Druck des Hubknopfes über den 2. Druckpunkt hinaus die Pipettenspitze in einen Behälter für medizinischen Abfall abgeworfen.

Mischen und Verdünnen

Ist eine Verdünnung der Probe mit Puffer notwendig, muss vor der vollständigen Entleerung die Pipettenspitze 3 x mit der Flüssigkeit im Gefäß gespült werden, damit in der Pipettenspitze kein Rest der unverdünnten Probe verbleibt. Dazu wird die Flüssigkeit 2 x durch Pressen bis zum 1. Druckpunkt ausgelassen und wieder aufgenommen und beim letzten Spülvorgang bis zum zweiten Druckpunkt gedrückt, um alle Flüssigkeit aus der Pipette zu entnehmen.

Erst dann wird die verdünnte Probe gemischt, z. B. durch mehrmaliges Schwenken oder Über-Kopf-Halten. Wurde in einem kleinen Gefäß gemischt, kann etwas Flüssigkeit im Deckel haften bleiben. Diese sollte vor der Weiterverarbeitung der Probe wieder nach unten befördert werden, z. B. durch leichtes Klopfen mit dem Gefäß auf der Arbeitsunterlage. Sehr heftiges Schwenken und Mischen muss vermieden werden, damit die Probe nicht schäumt. Schaumbildung kann dazu führen, dass die Eiweiße in der Probe denaturieren oder dass beim Auftrag der Probe in die Testkassette Luftblasen pipettiert werden, wodurch sich das Probenvolumen ändert.

Pipette sollten einmal jährlich gewartet werden, um einem Verschleiß der Dichtungen vorzubeugen und Fehler frühzeitig zu erkennen.

Probenlagerung

Müssen Proben gelagert werden, sind die Angaben zur Probenlagerung in der Gebrauchsinformation des Tests zu beachten. Häufig muss Vollblut sofort getestet werden, um eine Gerinnung zu vermeiden. Serumproben können oftmals bis zu 24 Stunden im Kühlschrank bei 2 – 8 °C aufbewahrt werden. Für eine längere Lagerung müssen Proben meistens bei -18 °C eingefroren werden. Diese Lagerbedingungen sind aber je nach verwendetem Test verschieden, daher gilt immer nur das, was in der Gebrauchsinformation des verwendeten Tests beschrieben ist.

Bei der patientennahen Sofortdiagnostik werden die Proben in der Regel sofort nach der Probengewinnung getestet, was einer der großen Vorteile der Schnelltestung ist. Denn so entfallen Lager- und Transportzeiten bei womöglich ungünstigen Temperaturbedingungen. Viele Marker sind nicht über eine längere Zeit stabil, so dass Lagerung und Transport zu falschen Ergebnissen führen können.

Freies PSA gleich nach Probengewinnung messen

Ein Beispiel für die Veränderung von Messwerten durch Transportzeiten ist die Messung des freien Prostata-spezifischen Antigens (fPSA). Dieser Marker wird in der Regel in Kombination mit Gesamt-PSA für die Früherkennung von Prostata-Karzinomen gemessen. Der PSA/fPSA-Quotient erleichtert die Diagnose bei kritischen PSA-Werten im Bereich von 2,5 – 10 ng/ml. Ein hoher PSA/fPSA-Quotient spricht eher für eine gutartige Ursache des erhöhten PSA-Wertes, z. B. für eine benigne Prostata-Hyperplasie.

Freies PSA ist bei Zimmertemperatur einige Stunden stabil, Gesamt-PSA sogar mehrere Tage. Die fPSA-Konzentration der Probe sinkt schneller, als die PSA-Konzentration, so dass durch längere Lager- oder Transportzeiten artifiziell erhöhte Ergebnisse für den fPSA/PSA-Quotienten messbar sein können. Dadurch könnte vom Arzt fälschlicherweise eine gutartige Ursache für einen erhöhten PSA-Wert angenommen und im schlimmsten Fall ein Tumor erst spät entdeckt werden.

Zwischen Blutentnahme und fPSA-Messung sollten möglichst nicht mehr als 5-6 Stunden, bzw. nach Lagerung bei 4 °C nicht mehr als 24 Stunden vergehen.2 Patientenproben, die länger als 24 Stunden gelagert wurden, sollten nicht mehr für eine Messung des freien PSA verwendet werden.3

Proben für Messung von Vitamin D und Neopterin vor Licht schützen

Neopterin und 25-Hydroxy-Vitamin D sind lichtempfindliche Moleküle. Patientenproben, in denen diese Moleküle gemessen werden sollen, müssen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Dazu können die Probengefäße z. B. mit lichtundurchlässiger Folie (Alufolie) eingewickelt werden.

 

Quellen

  1. Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (Rili-BÄK) (Stand: April 2019) im Internet: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Themen/Qualitaetssicherung/_Bek_BAEK_RiLi_QS_laboratoriumsmedizinischer_Untersuchungen.pdf
  2. Fornara P, et al. Deutsches Ärzteblatt 2004;101(25):A1820-A1823.
  3. Forde JC, et al. Ir J Med Sci. 2015 Oct 6.